Die alte Köttericher Kapelle
Schon 1724 erschien in den Kirchenrechnungen der Pfarrei Uersfeld eine Hauskapelle in Kötterichen. Unter Pastor Peter Michels wurde im Jahre 1790 die heutige Kapelle erbaut. Laut Aufzeichnungen von 1798 besitzt diese ein eigenes Glöcklein. Leider fehlt in der Kapelle ein Altar. Daher findet auch keine heilige Messe in Kötterichen statt.
Pastor Becker beauftragte in den letzten Kriegsjahren das Kirchenvorstandsmitglied Albert Klasen, die Glocke aus der Kapelle Kötterichen im Pfarrhaus in
Uersfeld abzuliefern. Sie sollte zu Kriegszwecken mit den Glocken der Pfarrkirche eingeschmolzen werden. Weil die Glocke von Kötterichen einen Riss aufwies und für die Verwendung zum
Kriegsmaterial nicht geeignet erschien, wurde sie zurückgestellt und geriet in Vergessenheit. Im Jahre 1990 wurde sie bei Aufräumarbeiten im Kirchturm in Uersfeld wiederentdeckt und fand nach
einer Reparatur in der Glockengießerei Mark zunächst einen Platz im Chor der Pfarrkirche. Sie befindet sich heute wieder im kleinen Turm der Kapelle.
Die Kapelle ist im Privatbesitz der Familie Klasen und wurde unter der Federführung von Theo Klasen (Foto oben li. + 2019) und Helfern aus der Gemeinde
(u.a.Hermann Klasen + 2021) restauriert und in einen ansehnlichen Zustand gebracht. Sie ist in der Kulturdenkmalliste des Landes
Rheinland-Pfalz als Kulturdenkmal gelistet und ist täglich geöffnet.
23. Juli 2022
Gottesdienste finden seither regelmäßig alle 3 Monate in der Kapelle statt.
Ehemaliges Gemeindebackhaus ("Backes")
Das Backhaus ("Backes") in Kötterichen ist ein eingeschossiger Fachwerkbau aus dem 19. Jahrhundert. Bis 1954 wurde das Backhaus von den Köttericher Hausfrauen
wöchentlich genutzt, um ihre Brote und Kuchen zu backen. Die regelmäßigen Backtage sparten den Bäcker, den eigenen Ofen
und Energie. Zudem stellte der Backtag ein wichtiges, der Nachrichtenübermittlung und Gemeinschaft förderndes, Datum dar. Hier wurden Neuigkeiten beim Warten auf Brot und Kuchen ausgetauscht. Ein
weiterer Grund für die Errichtung der Backhäuser bestand darin, die Feuergefahr durch Backen in Einzelhaushalten zu vermindern. Das Köttericher Backes wird jährlich beim traditionellen Backfest
am letzten Wochenende im Juli aktiviert und es wird dann Brot nach altem Brauchtum gebacken. Das Backhaus ist als Kulturdenkmal gelistet.
Die Kaiserlinde
Die Bezeichnung Kaiserlinde tragen Linden welche früher zu herausragenden Ereignissen in Zusammenhang mit dem Kaiser bzw. zu national bedeutsamen Daten gepflanzt wurden. In vielen Dörfern der Zentraleifel, so auch in Kötterichen, befindet sich ein grob behauener Basaltstein mit den Jahreszahlen 1813 und 1913. *)
Daneben steht ein Lindenbaum: Die Kaiserlinde.
Für Preußen war das Jahr 1813 in der Tat ein entscheidendes Jahr gewesen, denn mit ihm begann sein Wiederaufstieg zur Großmacht, die schließlich im Kaisertum gipfelte. Im Jahr 1913 feierte man im Deutschen Reich den 100jährigen Sieg über Napoleon in der Völkerschlacht bei Leipzig. Man hielt Festreden, errichtete Gedenksteine, prägte Sondermünzen — und pflanzte Bäume. Es war die Jahrhundertfeier der Befreiungskriege.
Sehr beliebte Pflanzdaten für Kaiserlinden waren
und vor allem das Jahr 1913 …
In vielen Kreisen erfolgten 1913 die Pflanzaktionen unter Koordination der Landratsämter, welche auch den Ankauf der Bäume übernahmen. In den preußischen Stammlanden war diese Verbundenheit und damit entsprechende Ehrungen naturgemäß stärker ausgeprägt als in anderen Landesteilen, weshalb Kaiserlinden dort auch heute noch öfter vorzufinden sind.
*) Das Jahr 2013 im Basaltstein in Kötterichen wurde ohne besonderen Anlass noch hinzugefügt.
Gerichtsstätten
Die Gerichtsstätte (Der Galgen) des kurtrierischen Amtes Ulmen befand sich auf dem 549 m hohen Jakobsberg (südlich von Kötterichen). Das Plateau am Ort der Gerichtsstätte ist heute mit einem Gedenkstein versehen. Der Galgen des Schultheißenamtes Uersfeld/Uess stand hingegen auf dem Galgenberg (554 m) zwischen Kötterichen, Gunderath und Horperath.
Der Jakobsberg
Das Plateau am Ort der Gerichtsstätte am Jakobsberg
Der Galgenstandort und Gedenkstein
Der Bergname "Jakobsberg" taucht erstmals in einer französischen Karte aus den Jahren 1810/11 auf, wobei vermutet werden darf, dass der Kartograph die Revolutionäre der Jakobiner symptomatisch ins Bild setzen wollte, die nach dem Sturm auf die Bastille Todesurteile im Namen von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit verkündeten und vollstreckten. Zuvor hieß der Vulkan immer nur „Kahlenberg“ – eine von Bäumen und Sträuchern freie Anhöhe, um darauf ein kurfürstliches Prestigesymbol – den Gerichtsgalgen – respektvoll und weit sichtbar ankündigen zu können. So wird der Kegel auch heute noch im Volksmund als „Kinnejatt“ bezeichnet, was sich mit „Ankündiger“ übersetzen lässt. Damals, das heißt nach 1650, proklamierte der Galgen insbesondere Durchreisenden auf der alten „Weinstraße“ am östlichen Bergausläufer – verschiedentlich auch „Heerstraße“ genannt – die Schnittstelle der kurkölnischen und kurtrierischen Gerichtsbarkeit. Zuletzt erfahren wir über ein Grenzprotokoll aus dem Jahr 1732 vom dortigen Ulmener Gericht, womit der Galgenstandort gemeint wurde, dessen Fundament heute noch mahnend auf des Berges Spitze zu sehen ist.
Die Beschriftung des Gedenksteines
Der Galgenberg
Die Richtstätte auf dem Galgenberg
Der Galgen des Schultheißenamtes Uersfeld/Uess stand auf dem Galgenberg (554 m) zwischen Kötterichen,
Gunderath und Horperath
Quellen: u.a. Datenbank der Kulturgüter in der Region Trier 2019
Drei Jahrzehnte herrschen Gemetzel und Tod in Europa
Quelle: Trierischer Volksfreund 3. Januar 2012
Das Flugblatt aus der Zeit des Dreißigjährigen Kriegs zeigt symbolisch
"Die erschröckliche Wirkungen des Kriegs"